Sterbehilfe
Und schon einen Tag nach dem Freitod Glattauers kommen die moralinsauren Christen aus ihren ungustiösen Löchern gekrochen und beklagen sich über die Berichterstattung in Sachen Sterbehilfe. Und der ORF räumt einer "christlichen Philosophin" (contradictio in adiecto?) weit mehr Platz für ihre unappetitlichen Ergüsse ein als für den Tod Glattauers (wodurch sich überhaupt Christen, Kirchen irgendeine Berechtigung erworben haben sollen, in moralischen Fragen zu Wort zu kommen, will sich mir ohnehin nicht erschließen). Und so nebenbei: Habt ihr, liebe Christen, nicht genug Dreck am Stecken in eurem eigenen Verein, um den ihr euch mal - irgendeine Minimalmoral vorausgesetzt - kümmern könntet?)

Der Falter habe die Grenzen bei der Berichterstattung überschritten: Von wegen Nachahmeffekt und "unter Druck setzen von Sterbenskranken". Nachahmeffekt? Den Artikel nicht gelesen? Wieviele Hürden ohnehin genommen werden müssen, um ein selbstbestimmtes Sterben möglich zu machen? Wer das nachahmen will, der soll das tun können, weil er unendlich leidet und kein Geschwafel hören will, dass der liebe Gott dieses Leiden nun mal so will und man es deshalb gefälligst zu ertragen habe. (Die widerliche "Mutter Theresa" hatte auch genau diese Einstellung: Ihr war es nie um Heilung zu tun, sondern um Ertragen, sie war nicht um ärztliche Hilfe bemüht, sondern um das gottgewollte Leiden und Sterben, das man bestenfalls mit Gebeten begleiten hätte sollen - siehe hier.)

Und "unter Druck setzen"? Wer wird hier unter Druck gesetzt - als einzig der Leidende, dass er all die Schmerzen, all seine Verzweiflung gefälligst zu ertragen habe? Es geht nie um den Menschen bei diesen Christen, um Humanität, sondern um hirnrissiges Festhalten an Geboten, die ein durchgeknallter Prophet vor ein paar tausend Jahren glaubt erhalten zu haben.

Und es wurden keine "gegenteiligen Meinungen" gehört? Hoffentlich nicht, denn es geht keinen etwas an, wenn jemand für sich selbst und geistig gesund eine Entscheidung trifft. Wer soll denn darüber bestimmen, ob ein Leiden, ein Weiterleben noch erträglich ist als der Betreffende selbst? Euer "lieber" Gott, der ansonsten mit Aufrufen zu Mord und Totschlag nicht geizt, die Kirchen, die für mehr Tote verantwortlich zeichnet als irgendeine andere Organisation dieser Welt, eine Kirche, die sich nicht entblödet, Waffen zu segnen, vergewaltigten Frauen die Hilfe versagt?

Zusätzlich widerlich ist, dass der ÖRR diesem Religionsgefasel so viel Platz einräumt (die religiöse Lobby ist der Wirtschaftslobby wohl noch überlegen) und dies wahrscheinlich ganz ähnlich wie bei den Rechtsextremisten mit "Meinungsvielfalt" verteidigt (besser: Wohl nicht mal verteidigen muss, weil es ja noch immer zum Selbstverständnis gehört, dass christliche Vertreter kompetent in Fragen von Moral und Ethik seien - was falscher wohl nicht sein könnte).